R. SCHILLER, M. GRAUL
Als im März 1996 die ersten Gespräche zu diesem Projekt zwischen
Vertretern des Botanischen Gartens der Universität Leipzig (Herr Prof.
Dr. MORAWETZ und Herr SCHWIEGER) und unserem Museum (Herr Dr. SCHLATTER
und Herr SCHILLER) erfolgten, glaubte noch keiner der Beteiligten, welch
großer Publikumserfolg sich einstellen würde. Umfangreiche Vorbereitungen
waren notwendig. So mußten Lieferanten für tropische Tagfalterpuppen
gefunden, geeignete Nektar- und Raupenfutterpflanzen beschafft oder herangezogen
und technische Veränderungen in einem der Gewächshäuser
vorgenommen werden. Am 19. Juni war es dann soweit, die ersten Falter und
Raupen wurden ausgesetzt. Dazu gehörten u.a. der Bananenfalter Caligo
eurylochus, die Passionsblumenfalter Heliconius melpomene, H. charitonia
und Dryas julia sowie verschiedene Schwalbenschwanzarten. In dieser Zeit
entstand unser Faltblatt, das allen Besuchern des Schmetterlingshauses
mit der Eintrittskarte überreicht wurde. In den nächsten Wochen
hat sich der Artenbestand im Haus ständig verändert. Hinzu kamen
beispielsweise der Monarch Danaus plexippus sowie die Schwalbenschwänze
Papilio polytes und P. demoleus, Arten, die sich als Raupen in der Folgezeit
prächtig entwickelten. Oft waren nahezu alle Entwicklungsstadien an
den Futterpflanzen zu finden. Bis Ende Oktober entwickelten sich beim Monarch
3-4, bei den Schwalbenschwänzen 2 Generationen. Als schwieriger erwies
sich die Haltung von Caligo eurylochus. Obwohl
an den Bananenpflanzen regelmäßig Eier und Jungraupen gefunden
wurden, gelangten nur wenige Exemplare zur Verpuppung. Interessant war
es zu beobachten, daß sich die Zebrafalter (Heliconius charitonia)
nicht vermehrten, während die anderen Passionsblumenfalter, auch die
später ausgesetzte Heliconius erato, in allen Entwicklungsstufen zu
sehen waren. Andere Arten genossen nur zeitweises Gastrecht, weil sie aus
verschiedenen Gründen bei uns noch nicht zur Fortpflanzung gekommen
sind. Deshalb war ihre Anwesenheit im Schmetterlingshaus von der Lieferbarkeit
dieser Arten in den Schmetterlingsfarmen abhängig. Dazu gehören
vor allem die Baumnymphe Idaea leuconoe, der Himmelsfalter Morpho peleides
sowie die Schwalbenschwänze Papilio palinurus, Papilio thoas, Papilio
rumanzovia, Graphium agamemnon und Pachliopta kotzebua. Regelmäßig
flogen auch die Nymphaliden Parthenos sylvia, Cethosia biblis und Hypolimnas
bolina. Als Nachtfalter sollten in der Anfangsphase das Taubenschwänzchen
Macroglossum stellatarum und der Atlasspinner (Attacus atlas) zu sehen
sein. Während beim Atlasspinner keine Eiablage erzielt werden konnte,
verschwanden die geschlüpften Taubenschwänzchen auf Nimmerwiedersehen.
Nachdem Zuchtmaterial von Actias selene, Samia cynthia, S. ricini und Antherea
pernyi eingetroffen war, konnten zuerst Raupen, später auch Falter
dieser Arten von den Besuchern beobachtet werden.
Während
unserer Führungen stellten wir nicht nur die vorhandenen Arten und
verschiedene Entwicklungsstadien vor. Meist entwickelt sich ein reges Gespräch
über die Lebensweise heimischer und tropischer Schmetterlinge und
Möglichkeiten ihres Schutzes. Eines fiel den meisten Besuchern auf,
die Falter sind nicht so scheu wie in der freien Natur. So lassen sich
die Funktionsweise des Schmetterlingsrüssels, das Paarungsverhalten
oder die Eiablage gut beobachten.
Als Abschluß der diesjährigen Aktivitäten
im und um das Schmetterlingshaus zeigt das Naturkundemuseum Leipzig preisgekrönte
Aufnahmen, die im Rahmen eines Fotowettbewerbs für interessierte Besucher
entstanden. Daran beteiligten sich 54 Einsender, die 196 Fotografien zur
Auswahl und Bewertung einreichten.