Wahrheit und Fiktion

Einige Gedanken und Beispiele über den Umgang von Journalisten mit der Wahrheit


Das Vorwort

Wie viele andere auch, schlage ich, manchmal häufiger, manchmal weniger häufig, eine Zeitung auf oder sehe eine Reportage im TV. Vieles (bei weitem nicht alles) erscheint sachlich und richtig recherchiert zu sein. Mitunter bin ich aber in der Situation, das ich auch die andere Seite sehe (Journalisten bei der Arbeit) und habe dann das zweifelhafte Vergnügen die Ergebnisse (also den Unterschied zwischen Wahrheit und dem was geschrieben steht) zu studieren.
Man kann davon ausgehen das kaum ein Artikel dessen Entstehung ich miterleben konnte, nicht irgendwelche Fehler enthielt. Das wären also eine Fehlerquote von nahezu 100% ?! Nun gibt es sehr viele Dinge über die ein Journalist schreibt, deren Richtigkeit ich nicht überprüfen kann. Wie sieht es aber dort mit der Wahrheit oder Richtigkeit der Beiträge aus? 50%? Reicht das?
Wenn ja, ist es dann genug wenn nur 50% Prozent aller Zeitungsmeldungen richtig sind? Und warum sind sie falsch? Weil auch Journalisten nur Menschen sind? Nein, andere Berufsgruppen können sich solche Fehlerquoten auch nicht leisten. Das ist aber nicht der springende Punkt. Der liegt in den folgenden Fragen:
Warum erscheint es heute so, das die Auflage wichtiger ist als die Richtigkeit der Aussagen? Ist ein Journalist nicht der Wahrheit verpflichtet? Warum werden Fakten so verändert das sie besser in die Geschichte passen? Warum werden Artikel oft so schlampig recherchiert?
Die Zeitnot in der die meisten Artikel entstehen mag eine Ursache sein warum die Qualität oft auf der Strecke bleibt. Nur, herrscht auf einer Unfallstation in einem großstädtischen Krankenhaus keine Hektik? Haben die Mitarbeiter dort auch das Recht auf eine so hohe Fehlerquote?
Alle diese Fragen kann ich nicht beantworten. Ich bin nur ein aussenstehender Beobachter, der versucht sich einen Reim auf die von ihm beobachteten Dinge zu machen.
Ich möchte mit dieser Seite nicht behaupten das jeder Journalist grundsätzlich schlecht arbeitet oder gar ein Lügner und Betrüger ist. Ich möchte aber Beispiele aufzeigen, wo einzelne Journalisten die Wahrheit einer "guten" Geschichte geopfert haben oder das Herausfinden der Wahrheit zu schwierig, zu zeitaufwendig oder einfach zu uninteressant war. Oder der Journalist seine eigene Befangenheit in den Beitrag integriert hat und seinen eigentlich neutralen Standpunkt aufgegeben hat. Auch hier arbeitet er unredlich. Anstatt zu berichten betreibt er "Meinungsmache" und das sollte eigentlich nicht seine Aufgabe sein.

Noch einmal, ich möchte hier keinen Beruf schlechtreden, das was hier steht sind Einzelbeispiele, eine Meinung soll sich der Leser selber bilden.
 

Die Vorgeschichte zu dieser Seite

Marienkäfer
Insekten sind meist für den Normalbürger nur von geringen Interesse. Ende der  80-ziger änderte sich das ganze für kurze Zeit, als Millionen von Marienkäfer in Deutschland auftauchten, an manchen Orten so häufig, das sie zur Plage wurden.
Ein Leipziger Radiosender suchte nun nach jemanden der dieses Phänomen erklärt, und weil der Chef nicht da war, kam ich zu meinem ersten Kontakt mit einer Journalistin die mich zum Thema interviewte.
Ich habe der Frau nun wortreich erklärt, was nun die Ursachen sein könnten die bei Insekten im allgemeinen zu Massenvermehrungen führen können. Das wichtigste dabei: "das Zusammentreffen von möglichst vielen Faktoren, die die Entwicklung der betreffenden Art begünstigen." Ich habe ihr aber auch erklärt das kein Mensch konkret dieses Beispiel erklären kann und das was ich oder andere ihr dazu erklären, nur Vermutungen sind.
Was davon nun gesendet wurde, entzieht sich meiner Kenntnis, da der Sendetermin auf 4 Uhr gelegt wurde, so interessant erschien das Thema wohl doch nicht.
Der eigentliche Skandal begann aber, als die damalige DDR Nachrichtenagentur ADN aus meiner Information einen 4-Zeiler machte, der sich ungefähr so las: "Nach dem Marienkäferexperten Mario Graul ist die Massenvermehrung des Marienkäfers auf das milde Winterwetter zurückzuführen".
Hier ist nun wirklich alles falsch.


Schmetterlingshaus Leipzig

Als das Leipziger Botanische Institut einen neuen Direktor aus Wien bekam, war eine der ersten Ideen die er von dort mitbrachte, in den Gewächshäusern des Leipziger Botanischen Garten ein Schmetterlingshaus einzurichten. Nachdem die Verbindung mit einem kommerziellen Betreiber nicht zustande kam, wandte man sich u.a. an mich, um Einrichtung und das Betreiben des Schmetterlingshauses beratend zu unterstützen.
Vor der Eröffnung des Hauses waren auch einige Pressevertreter zugegen. Diese waren sehr erstaunt das ich, als der "Schmetterlingsspezialist" nicht jeden Falter sofort anzusprechen konnte (Wie sollte das auch jemand bei ca. 250 000 Schmetterlingsarten können). Unter anderen hatte ich den Eindruck das einige der Falter, so wie sie im Schmetterlingshaus erschienen, nicht in der Natur zu finden waren. Weil offensichtlich in den Schmetterlingsfarmen einige in der Natur an weit voneinander entfernt lebende Populationen bestimmter Arten, munter durcheinander gekreuzt wurden.
Daraus machte ein Journalist der Leipziger Volkszeitung: "Durch das Kreuzen verschiedener Arten entstehen neue Arten."
Eine herausragende biologische Erkenntnis? Oder das "nicht lesen können" der eigenen Notizen?
Natürlich geht das so nicht weil man schon in der Schule lernt das Arten nur deshalb Arten sind weil sie sich eben nicht fruchtbar untereinander kreuzen können. Daher ist: "durch das Kreuzen von Arten entstehen neue Arten" zumindest n der Zoologie totaler Blödsinn.


Sensationelle Neuentdeckungen von Schmetterlingsarten

...machte die LVZ Mitte der 90-er. Der Wiesenknopfbläuling ist auf einer Wiese bei Taucha (ca. 10km nordöstlich von Leipzig) entdeckt worden. Das die Art (Maculinea nausithous) zusammen mit einer zweiten Art (Maculinea teleius) seit mindestens 100 Jahren in und um Leipzig bekannt ist und zeitgleich eine Untersuchung zur Verbreitung dieser Arten um Leipzig am Leipziger Naturkundemuseum durchgeführt wurde, brachte man nicht in Erfahrung. Es wäre dann wohl auch weniger sensationell gewesen, wenn man dann herausgefunden hätte, das die Art auch an 20 anderen Fundorten in und um Leipzig zu finden ist. Natürlich werden immer wieder neue Arten entdeckt, meist jedoch nicht in Deutschland sondern in ferneren Ländern. Oder es werden neue Vorkommen verloren geglaubter Arten gefunden (siehe auch hier)

Die Achse
Kurzer Themenwechsel. Nicht nur über biologische Themen wird viel Unsinn geschrieben. Mit dieser Geschichte hatte ich besonders viel Spaß. In Leipzig Plagwitz vor einem Modellbahngeschäft befindet sich ein Stück Schiene, darauf die Treibachse einer 3-Zylinder Güterzug-Dampflok.
Das Plagwitzer Ortsblatt schrieb dazu einen Artikel in dem folgende Fakten zu finden waren:" ...Es handelt sich hierbei um die Achse der Tenderlok BR 41, deren Antrieb sich im Tender befindet..." (nur inhaltlich wiedergegeben)
Vor allem über die letzte Aussage musste ich erst mal überlegen wie man zu so einer "Erkenntnis" gelangt. Der Tender einer Dampflok beherbergt die Vorräte der Lok und nicht deren Antrieb...!?   Bis ich darauf kam das zur Recherche offenbar der Katalog eines Modellbahnherstellers herangezogen wurde, bei Modellbahn - Schlepptender-Dampfloks wird der Antrieb oft im Tender untergebracht. Weiterhin hat die BR 41 zwar einen Tender, sie ist aber keine Tender- sondern eine Schlepptenderlok. Eine Tenderlok führt keinen Tender als "Wagen" hinter der Lok sondern er ist fest angebaut, daher -> Tenderlok. Ausserdem handelt es sich bei besagter Achse nicht um die Achse einer BR 41, da diese nur 2 Zylinder hat und demzufolge keine gekröpfte Achse hat. Es wäre zu vermuten das sie von einer BR 44 stammt, diese hat 3-Zylinder. In diesem Artikel war wirklich jedes Wort falsch.
 

Die Idee zu dieser Seite

...kam durch den Beitrag "Schmuggelware liegt im Naturkundemuseum" der Leipziger Volkszeitung, in dem sehr deutlich Wahrheit mit dichterischer Freiheit verwechselt wurde. Ich beschloss nun derartige Artikel zu sammeln und mit Kommentaren versehen ins Internet zu stellen.
Dabei möchte ich nicht irgendwelche Druckfehler zu sammeln, jeder macht Fehler. Ausserdem gibt es so etwas schon mehr als genug.
In jedem Fall habe ich den Autor bzw. die Zeitung angeschrieben um eine direkte Reaktion von ihm oder ihr zu erhalten. Sollte sich jemand mit seinem Artikel auf dieser Seite wiederfinden dann bitte ich darum, mit mir nun endlich Kontakt aufzunehmen, ich möchte natürlich gerne wissen wie es zu der entsprechenden Geschichte kam. Leider lassen sich keine TV-Reportagen auf dieser Art und Weise im Internet präsentieren, denn dort passieren derartige Fälle viel häufiger und anständige Recherche ist dort noch weniger verbreitet.
 

Die Fakten
   
Schmuggelware liegt im Naturkundemuseum

war am 12.11.98 in einer Leipziger Volkszeitung zu lesen. hier noch mal der ganze Text:

Vom Leguan bis zur Kobra - eine Schau über verbotene Urlaubsmitbringsel 
"Schmuggelware" liegt im Naturkundemuseum 
Immer öfter werden Urlauber auf dem Flughafen Leipzig/Halle mit verbotenen Mitbringseln ertappt. Das Naturkundemuseum gewährt deshalb ab heute in einer Sonderausstellung einen Einblick in einen Teil jener Tier- und Pflanzenwelt; deren Einfuhr nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen untersagt ist: "In Schkeuditz wurden in diesem Jahr bereits 139 Stein- und Gehirnkorallen, 130 Fechtermuscheln, aber auch Gürtel aus Schlangenhaut, drei Alligatorenschädel, 21 Klangkörper aus Kakteenholz und vieles mehr beschlagnahmt", sagte Dieter Lachmann vom Hauptzollamt. 
So manches davon findet sich nun in der Ausstellung wieder die bis 24. Januar zu sehen ist. Wir haben uns bemüht", so Museums-Abteilungsleiter Ronald Schiller, "neben den verbotenen Souvenirs, die Urlauber aus der Karibik oder aus Südostasien mitbringen, auch die aktuelle Gesetzeslage darzustellen und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie trotzdem auf legale Weise bestimmte Objekte eingeführt werden können. Zu den verbotenen Exponaten gehören Gitarren aus Karettschildkröten, ein ausgestopftes Schwarzpinseläffchen Pistolengriffe aus Elfenbein und Gürtel aus dem Leder einer Kobra. 
G.G. 
Die Beschriftung der Bilder lautet folgendermaßen: 
Bild oben: Sie durften bereits gestern die Ausstellung sehen: Kinder aus dem Spielhaus Zeumerstraße bestaunten ehrfürchtig den Leguan. Auch dieses Mitbringsel wurde bei einem Touristen als verbotene Fracht beschlagnahmt Fotos: André Kempner 

Bild unten: Hoch aufgerichtet spannt die Kobra ihren Körper. Die Schlange lag ausgestopft im Koffer eines Urlaubers. 

Hallo G.G. 

1. Sie wurden von den Kollegen des Naturkundemuseum über die Ausstellung informiert. Mir ist völlig unklar woher sie wissen wollen  das der ausgestellte Leguan von einem Touristen als verbotene Fracht beschlagnahmt wurde. Wenn es so wäre, hätte der Zoll die Lacher auf seiner Seite gehabt, Das Tier ist eine Nachbildung, besteht aus Farbe und Gips. Damit greift hier natürlich auch nicht das Washingtoner Artenschutzabkommen.

2. Das Schwarzpinseläffchen ist nicht ausgestopft, es handelt sich hierbei um eine Dermoplastik. Bei einer Dermoplastik wird zuerst der Körper geschaffen und dann die Haut darüber gezogen. Von "Ausstopfen" kann im Gegensatz zu der im Bild 2 zu sehenden Kobra also keine Rede sein.

Auf meine eMail Anfrage bei der betreffenden Zeitung ist bisher keine Antwort eingetroffen


 
Bundesrat schützt Mondhornkäfer & Co

war am 26.11.1998 in der Leipziger Bild Zeitung zu lesen 

Bundesrat schützt Mondhornkäfer & Co 

Der Bundesrat will verschiedene Arten von Käfern, Farnpflanzen und vor allem alle heimischen Libellen unter besonderen Schutz stellen. So zum Beispiel den Rosenkäfer, den Nashornkäfer und den Mondhornkäfer. Bei den Farnen und Blütenpflanzen sollen besonderen Schutz genießen: Kantiger Lauch, Astlose Graslilie, Berg Lauch. Begründung der Länderkammer: Viele dieser Arten sind der direkten Verfolgung durch Sammler ausgesetzt, 

(RV) 

Hallo RV

1. Seit wann beschliesst der Bundesrat Gesetze?

2. Wissen sie wie lange es in Deutschland schon Artenschutz gibt? Eigentlich lange genug das jeder es wissen müsste. Warum hat man dann nach dem Lesen dieses Artikels den Eindruck das Artenschutz in Deutschland eine neue Erfindung wäre.

3. Welcher Sammler bedroht den Bestand des Kantigen Lauch? Wie viele Fälle gibt es in Deutschland, wo Sammler irgendwelche Arten ausgerottet haben? Bitte nennen sie Beispiele für solche Fälle. Auf der anderen Seite kann ich ihnen genug Beisspiele nennen, wo die Beseitigung der Lebensräume (durch Landwirtschaft, Bebauung, Aufforstung u.a.) die Ursache für das Aussterben von Arten war. Durch die von Ihnen gewählte Ausdrucksweise entsteht der Eindruck das die meisten Arten von Sammlern bedroht werden und das entspricht nicht den mir bekannten wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Auf meine eMail Anfrage bei der betreffenden Zeitung ist bisher keine Antwort eingetroffen


 
Anophelesmücken in München - Tropentiere wandern ein

Zu diesem Artikel gab es eine Reaktion von Herrn Bojanowski, dem Autor dieses Artikels. Er meinte ich habe in einigen Punkten recht. Er war jedoch der Meinung das ich mir seinen Artikel "angeeignet" hätte, weil ich ihn komplett zitiert hatte. Da ich diese Seite in meiner Freizeit privat betreibe und keine Lust auf eventuelle kindische gerichtliche Streitereien habe, war ich gezwungen nur einige Teile des Textes zu zitieren. Dadurch geht aber leider der Zusammenhang verloren. Ich hoffe die Thematik ist trotzdem verständlich.

Im Journal der Leipziger Volkszeitung vom 2.7.1999 war folgendes zu lesen:

Anophelesmücken in München - Tropentiere wandern ein

Zitate "...Einem Bericht der "University of Wales" in Cardiff zufolge breiten sich Insekten in Nordeuropa aus, die bisher nur in südlicheren Breiten lebten Dies sei eine Folge des globalen Temperaturanstiegs..."

"... Insekten und Spinnentiere die bislang unfähig waren den deutschen Winter zu überleben, könnten sich im milderen Klima hier etablieren, so McEwen. Dabei weist er auf Funde von malariaübertragenden Anophelesmücken in den Isarauen bei München und in Anglesey im Osten Englands hin..."

"...In den Lagerhallen der Häfen und Flughäfen finden sie gute Lebensbedingungen: warme Räume mit vielen versteckten Winkeln..."

"...Normalerweise könnten tropische Insekten wie Aedes oder Anopheles außerhalb des beheizten Lagers kaum bestehen, meint Sellenschlo. In besonders warmen Sommern sei ein längerfristiges Überleben aber möglich. Er erinnert an die Malariaerkrankung zweier Müllarbeiter in Frankfurt/Main 1998. ..."
 

Sehr geehrter Herr Bojanowski

Mit Interesse hab ich Ihren Artikel: "Anophelesmücken in München - Tropentiere wandern ein" gelesen. Ich war jedoch sehr überrascht in welcher Form sie allgemein Bekannte Tatsachen als sensationelle Neuheiten zu vermitteln versuchten. 
Das sich Insekten aus dem Süden in Nordeuropa ausbreiten mag sein, jedoch ist das keinesfalls neu, noch hat es für Deutschland irgendeine Bedeutung. Deutschland liegt nicht in Nordeuropa. 

Bereits um die Jahrhundertwende diskutierten Biologen über eingewanderte und verschleppte Tiere und Pflanzen, die bereits damals neu in unserem Gebiet auftauchten. Damals war vor allem die Eisenbahn der Transporteur. Durch die Steigerung des Verkehrsaufkommens und die zunehmende Globalisierung erscheint es mir jedoch recht normal das die Zahl der tropischen "Gäste" aus der Tier und Pflanzenwelt unsere Fauna bereichern. 

Das eine Anopheles Mücke in den Isarauen gefunden wurde scheint Sie und Herrn McEwen zu wundern, trotzdem sind mehrere der Arten aus der Gattung Anopheles, darunter auch die Arten die in südlichen Ländern als Überträger der Malaria beschriben wurden, in Deutschland seit langem zu finden. Ihr ist es im Winter nicht zu kalt. Wohl aber dem Erreger der Malaria. Es ist also nicht das Problem des Vorhandenseins der Mücke, sondern des Erregers. 
Ganz besonders bemerkenswert ist, das dieser Artikel nun gerade in Leipzig erschienen ist, wo bei Untersuchungen mehrfach die Sichelzellenanämie festgestellt wurde, ein Hinweis darauf das Leipzig in früheren Zeiten ein Malariagebiet war, was ich mir auch in anderen Gegenden Deutschlands vorstellen kann (Isarauen?). 

Was mich aber vor allem verwundert: Was haben Tiere die sich in Lagerhäusern verstecken mit der globalen Klimaerwärmung zu tun? Diese würde vorliegen wenn im verstärken Maße Tiere und Pflanzen ihre nördliche Verbreitungsgrenze nach Norden verschieben würden. Gegenwärtig ist das nicht der Fall. Im Gegenteil, viele Arten haben nach Süden zurückgezogen und kommen in Deutschland nicht mehr vor. Daraus könnte man folgern das sich das Klima eher abkühlt. Man muss es aber nicht

Auf meine eMail Anfrage bei der betreffenden Zeitung ist bisher keine Antwort eingetroffen


 
EVOLUTION - Darwin und die Folgen

Bei dieser Geschichte gab es kürzlich (April 2005) eine überraschende Wendung, die aufzeigte das auch ich selbst nicht richtig recherchiert hatte und ich versucht habe Spekulationen als die Realität auszugeben. Selbstkritisch muss ich zugeben das ich bei der Bewertung dieses Artikels zu weit gegangen bin. Mehr dazu als Nachtrag am Ende meines Kommentars.


In Natur & Kosmos Ausgabe vom Juli 1999 war folgendes zu lesen.

EVOLUTION - Darwin und die Folgen 

Die darwinistische Evolutionstheorie, so befand der Naturforscher Louis Agassiz schon 1860, sei "unlauter hinsichtlich der Fakten, unwissenschaftlich in den Methoden und schädlich in der Tendenz". Der Autor Reinhard Eichelbeck macht sich dieses vernichtende Urteil zu eigen und entwickelt es zu der überraschenden, aber sorgfältig untermauerten These, die Darwinsche Theorie sei im Grunde ein Mythos. So wie Darwin nötig gewesen sei, um das christliche Schöpfungsdogma abzulösen, habe sein mechanistisches Weltbild heute ausgedient. Vor allem sei der "Kampf ums Dasein" als Haupttriebfeder der Evolution ungeeignet, die Realität zu erklären. Nicht Kampf sei der Motor der Evolution, sondern Kooperation, nicht ungehemmte Fortpflanzung der Normalfall, sondern Selbstbegrenzung. Genüßlich führt Eichelbeck die Eiertänze der Darwinisten vor, wenn diese erklären sollen, warum gerade die wichtigste Phase der Evolution, die Bildung neuer Arten, sich nicht in den fossilen Aufzeichnungen niederschlägt. "Das Missing Link" ist nicht die Ausnahme - sondern die Regel . Die wenigsten dieser Argumente sind ganz neu, aber sie sind hervorragend gebündelt. Und die Frage ist aktueller denn je: Können wir uns die darwinistische Theorie überhaupt noch leisten? Eichelbecks Antwort ist eindeutig und überzeugend: nein. 
Martin Rasper 

Sehr geehter Herr Rasper!

Ich verstehe nicht so ganz die Aussage in Ihrer Buchbesprechung. Auch ich möchte mich auf Herrn Agassiz berufen und ihre Äusserungen und das besprochene Buch als: "unlauter hinsichtlich der Fakten, unwissenschaftlich in den Methoden und schädlich in der Tendenz" ich habe aber andere Gründe dies zu tun als Herr Agassis. Dieser glaubte fest an einen Schöpfungsakt. Glaube sollte aber nicht Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse sein, sondern Wissen. Dieses Wissen um biologische Zusammenhänge sollte man schon haben, um Zusammenhänge zu verstehen. Herr Eichelbeck hat als Theaterwissenschaftler und Kulturhistoriker dieses Wissen scheinbar nicht gehabt, sonst hätte er nicht einen solchen Unsinn geschrieben. Von einer Zeitschrift wie Natur & Kosmos hätte ich etwas derartig unsinniges nicht erwartet. In Disskusionen die kürzlich u.a. in news:de.sci.biologie zum Thema stattfanden, fiel mir auf das sehr viele Darwingegner sich aus Kreisen von Theologen, Kulturhistoriker, Philosophen, diverser technischer Berufe und einigen "Rand"biologen (zB. Biochemiker) rekrutieren während diejenigen die sozusagen das Ohr an der Materie haben (Bio-Systematiker), also die letztendlich mit den Arten umgehen, fast ausnahmslos Vertreter der Lehren von Darwin sind.

Das entscheidende Problem ist meiner Meinung die unwissenschaftlichen Methoden mit der die meisten Darwingegener arbeiten. Unter wissenschaftlichen Arbeiten verstehe ich; "...ALLE Theorien bezüglich Evolution ja oder nein, und wenn ja wie..." auf ihr für und wieder abzuklopfen. Sollte keine der Thesen endgültig beweisbar sein (und das ist Darwin nun mal auch nicht) dann wird man das Urteil nach den vorhandenen Indizien fällen müssen. Der Darwinismus ist dann eben die warscheinlichste der verschiedenen Theorien.
Darwin abzulehnen und und darauf ohne jegliche Beweise auf irgend etwas anderes zu schliessen ist und bleibt unwissenschaftlich.

Nun die Punkte im einzelnen:

"...sorgfältig untermauerten These, die Darwinsche Theorie sei im Grunde ein Mythos..." 

Es gibt sehr viele Indizien die für Darwin sprechen, das wird in solchen Büchern gerne vergessen. siehe oben (... unwissenschaftliche Methoden...) Im Grunde ist sie eben kein Mythos, nur über die Details gibt es wiedersprüchliche Meinungen.

"So wie Darwin nötig gewesen sei, um das christliche Schöpfungsdogma abzulösen, habe sein mechanistisches Weltbild heute ausgedient."

Sind alle Theorien nach einer bestimmten Zeit hinfällig? Als man erkannte das sich die Erde um die Sonne dreht war in Europa tiefstes Mittelalter. Die Grundlagen der Mathematik sind heute allgemein anerkannt, sie sind noch viel älter. Oder wie wär es mit der Schwerkrafttheorie?

"...Vor allem sei der " Kampf ums Dasein " als Haupttriebfeder der Evolution ungeeignet, die Realität zu erklären. Nicht Kampf sei der Motor der Evolution, sondern Kooperation, nicht ungehemmte Fortpflanzung der Normalfall, sondern Selbstbegrenzung. ..." 

Wo ist der Beweis für diesen Unsinn - zumindest ist man bis hier scheinbar der Meinung das eine Evolution überhaupt stattgefunden hat.

Das ganze erinnert mich etwas an bestimmte Denkweisen in der DDR. Auch hier hat man (nicht in den Naturwissenschaften) bei bestimmen Fakten und Erkenntnissen entschieden was sein darf und was nicht. 
Eine Evolution die auf Konkurrenz und Kampf ums Dasein beruht, darf nach den Herren Eichelbeck und Reinhard scheinbar nicht sein und ist ethisch wohl nicht vertretbar. Das wundert mich nicht sonderlich, muss doch das Wort Ethik für sehr vieles herhalten, was es meist nicht ist. 
Nach Meyers Lexikon ist Philosophie die Wissenschaft des Wissens und Ethik (Philosophie des Guten) ist ein Teilgebiet der Philosophie. Philosophie muss aber auf Wissen beruhen, es kann nicht Fakten und Erkenntnisse ersetzen. Es steht also auch der Ethik nicht zu, zu entscheiden ob Darwinismus sein darf oder nicht. Es ist Aufgabe der Ethik die über den möglichen Missbrauch (Rassismus) zu urteilen. Ansonsten begibt man sich in das Zeitalter der Maschinenstürmer, eben das Zeitalter Darwins.

"... Genüßlich führt Eichelbeck die Eiertänze der Darwinisten vor, wenn diese erklären sollen, warum gerade die wichtigste Phase der Evolution, die Bildung neuer Arten, sich nicht in den fossilen Aufzeichnungen niederschlägt. "Das Missing Link" ist nicht die Ausnahme - sondern die Regel ..." 

Wenn es so wäre wie hier geschildert, dann hat Evolution überhaupt nicht stattgefunden. Ein doch recht mächtiges Eigentor. Wenn es keine Evolution gibt, kann es auch keine: "... Kooperation, ..." oder " ... Selbstbegrenzung. ..." als Triebträfte der Evolution geben. Daher komme ich zu einem anderen Urteil über dieses Buch: Schade um das Papier...

Es gibt jede Menge "missing Links" warum wohl? Weil sowas eben schwierig zu beweisen ist und weil man nach dem Willen der Darwingegner danach in der Vergangenheit suchen muss obwohl die Beweise dafür eher in der Gegenwart liegen. 

Die wenigsten dieser Argumente sind ganz neu, aber sie sind hervorragend gebündelt. Und die Frage ist aktueller denn je: Können wir uns die darwinistische Theorie überhaupt noch leisten? Eichelbecks Antwort ist eindeutig und überzeugend: nein. 
Martin Rasper Reinhard 

Das eben ist das was ich oben meinte, schon die Frage: "...Können wir uns die darwinistische Theorie überhaupt noch leisten?..." ist unzulässig, weil sie eben nicht auf Naturwissenschaftliche Fakten sondern auf pseudo-ethische Überlegungen beruht.

mit freundlichem Gruss Mario Graul

Mittlerweile hat es bei der betreffenden Zeitschrift einige Veränderung gegeben. Ein Artikel über Evolution erschien, der etwas mehr mit Wissen und etwas weniger mit Glauben zu tun hatte und ein gewisser externer Mitarbeiter wird nicht mehr als solcher geführt. ;-)


Nun zu dem ganz oben erwähnten Nachtrag, Der Autor hat sich im April 2005 bei mir telefonisch und kurz später per Email gemeldet. Er bereut heute, das er damals, der Artikel ist schließlich zum heutigen Zeitpunkt 6 Jahre alt, diese Buchbesprechung in dieser Form geschrieben hat. Er würde heute das Buch in ähnlicher Form beurteilen wie ich auf dieser Seite.

Ein Fehler von meiner Seite, mal davon abgesehen das ich seinen Namen "verhunzt" hatte,  war der Satz: "...ein gewisser externer Mitarbeiter wird nicht mehr als solcher geführt". Natürlich wird er nicht mehr als solcher geführt aber eben nicht deshalb weil er mit einem kräftigen Tritt aus dem Impressum geflogen ist, wie von mir vermutet, sondern er taucht kurze Zeit später im demselben Impressum wieder auf und zwar als fester Redakteur und nicht mehr als freier Mitarbeiter. Naja lesen bildet und das hätte ich in diesem Moment ein paar Zeilen weiter oben im Impressum tun sollen. Asche auf mein Haupt aber ich mache halt auch Fehler.


 
Eine Ansammlung epigonaler Plattitüden

In der Leipziger Volkszeitung war auf Seite 8 am 16.9.1999 unter dieser Überschrift folgendes zu lesen.

Das Kuriositätenkabinett der Rennaissance ist die Mutter der Museen. Hier häuften die Fürsten alles an, was ihnen irgendwie rätselhaft war: Walrosszähne, japanische Fächer, Missgeburten, Zauberstäbe. Am nächsten sind dem heute noch die naturkundlichen Museen - gerade das in Leipzig hat sich seinen besonderen Charme bewahrt. 
Gleich dem Zoo, wo sie lebende Tiere haben, werden hier ausgestopfte Eisbären ausgestellt, garstige Tiger verharren jahrzehntelang lauernd im nachgestellten sibirischen Dickicht; auch kann man sich mit der glazialen Serie oder dem Treiben der Germanen auseinander setzen...
Eigentlich lobenswert, dass jetzt auch noch Kunst zu sehen ist. Mit der Ausstellung des "Kunstmachers" Martin Schwarz, Jahrgang 46 und Betreiber einer Kunstkammer auf Schloss Bartenstein, wird eine Bedeutungsauladung im Rückgriff auf die Urgeschichte der Museen versucht. Und die Ankündigung, hier würde "Die Natur der Phantasie" ergründet, steiger zusätzlich die Spannung.
Aber was Martin Schwarz und Kollegen zeigen, entpuppt sich als eine Ansammlung alberner Plaggiate, epigonaler Plattitüden und ziemlich schlechter Malerei. Als Man Ray ein Bügeleisen mit Nägeln versah, als Meret Oppenheim ihre Pelztasse klebte - ob sie da geahnt hat, welche Welle an forscher Nachahmung sie auslösen würden?
Ihr Rezept ist freilich einfach zu kochen: Man verbinde 2 Dinge, die nicht zusammengehören und beobachte, wie sich aus der Konfrontation neuer Sinn entwickelt. Schwarz lässt auch munter knorriges Geäst aus einem Geweih wachsen, kombiniert Rehkitzhufe mit einer Kleiderburste und so fort. Eine besondere Spezialität sind seine Buchobjekte: In schier endloser Wiederholung lässt Schwarz Kristalle über die Seiten wuchern, türmt Gebirge auf, klebt Ohren dran...
"Natur der Phantasie"? Nun vieleicht weil der Betrachter aufgefordert ist, den als Kunst getarnten Kalauern eine höhere Pointe anzudichten. Wem das Spaß macht, bitteschön.
Tim Sommer

Sehr geehrte Redaktion der LVZ

Seit geraumer Zeit beobachte ich einen gewissen Qualitätsverlust bei Ihrer Zeitung. Ich habe den Eindruck sie passen sich immer mehr ihrer einzigen Konkurrenz in Leipzig, der Leipziger Bildzeitung an. Ein Meilenstein in dieser Entwicklung war der Beitrag "Eine Ansammlung epigonaler Plattitüden von Tim Sommer" vom 16.9.1999 Seite 8.
Dort der Autor an Wissen nicht zu bieten hatte, machte er scheinbar durch Ignoranz und eine beispiellose Dreistigkeit wieder wett.
Die Dinge im einzelnen:
Die Kuriositätenkabinette sind nicht die Mutter der Museen, sondern nur eine Zwischenstufe. Ihren Ursprung hatten die Museen schon in der Antike wo "museion" so eine Art Zwischending zwischen Bibliothek und Sammlung war. Diese Vorläufer der heutigen Museen hatten mehr mit den heutigen Museen zu tun als die Raritätenkabinette der Fürstenhäuser.
Die meisten Naturkundemuseen haben mit Kuriositätenkabinetten nur gemein, das es in beiden Naturobjekte gesammelt werden, weiter nichts. Auch die Art und Weise des Sammelns unterscheidet sich. Herr Sommer würde es wissen, wenn er sich ein solches Kuriositätenkabinett (zB. in Halle oder Waldenburg) anschaut und den "Charme" mit dem eines Museums vergleicht. Im Naturkundemuseum Leipzig hat sich trotz knapper Kasse viel getan um die Austellung weiter zu verbessern. Angesichts dessen ist es geradezu eine Frechheit in welcher Art sich Herr Sommer produziert. 
Eine weitere Episode seines Unvermögens ist die Äusserung: "...werden hier ausgestopfte Eisbären ausgestellt...". Ich kann ihnen versichern es gibt weder ausgestopfte Eisbären, noch ausgestopfte Tiger im Naturkundemuseum Leipzig. Als Herr Sommer sich wohl im Eilschritt am Eisbären vorbeigerannt ist, hatte er Sekunden vorher ein 2*1 Meter grosses Schild mit der Erklärung der Präparationsmethode passiert. Hätte er es gelesen, wäre Ihm wohl die Erkenntniss gekommen das Eisbär, der "garstige" Tiger und noch einige andere von ter Meer einem zur Jahrhundertwende in Leipzig tätigen und weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannten Präparator geschaffen wurden. Weiterhin hätte er erfahren das bei einer Dermoplastik (eben Eisbär und Tiger) ert der Körper modeliert und dann die Körperhaut aufgebracht wird. Von ausstopfen kann daher keine Rede sein.
Überhaupt was soll das sein, ein garstiger Tiger?
Über die Ausstellung: "Natur der Phantasie" fällt er ein vernichtendes Urteil. Wohl war es an diesem Tag nicht sein Tag. Einige Fragen stellen sich über sein Urteil aber noch: Ist Kunst nur dann gute Kunst, wenn die Idee die ihr zu grunde liegt, neu ist? Wenn das so ist, wären dann nicht ein Grossteil der Kunstmuseen leer? Sind die Bilder von Herrn Giger, der sich ja unter anderem mit der Vorlage zu den Kinofilmen "Alien" einen Namen machte, schlechte Malerei? Ich denke eher der Tag an dem Herr Sommer sich das ganze anschaute war der Tag an dem mal ein Verriss dran war.
Ob die Ausstellung wirklich im Sinne von Herrn Sommer zu bewerten ist, sollte sich jeder an Ort und Stelle überzeugen. Und wenn nicht? Das Museum ist allemal einen Besuch wert.

mit freundlichen Grüssen 
Mario Graul

Schlusswort

Ich hoffe der Leser dieser Seite hat beim Lesen dieser Seite den gleichen Spaß wie ich, auch wenn der Umgang mit der Wahrheit eigentlich wenig humorvoll erscheint. Ich hoffe auch das der eine oder andere hier kritisierte, sich an die eigene Nase fasst und wenn es wieder darum geht sich gute Dinge für ein neues Jahr vorzunehmen, das Ganze noch einmal überdenkt. Das gilt natürlich auch für alle andern Kollegen deren Artikel sich (noch?) nicht auf dieser Seite wiederfinden. Mittlerweile gab es einige Rückmeldungen wo Journalisten die das Internet nach ihrem Namen durchsucht haben und auf diese Seite gestoßen sind. In der Sache geben sie mir Recht allerdings haben sie durchaus unterschiedliche Methoden mit dieser Seite umzugehen. Was einmal geschrieben wird, steht über einen sehr großen Zeitraum in den Archiven dem Leser zur Verfügung. Daher ist ein Zeitungsartikel eben letztendlich kein kleines Versehen, sondern Bestandteil des Wissens unserer Kultur. So muss natürlich auch diese Seite, so lange sie gepflegt werden kann, mit der Berichtigung dieser "Fakten" stehen bleiben.


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